Walther von der Vogelweide: Under der linden an der heide
Tänzerin mit Fidler
Große Heidelberger Liederhandschrift (Codex Manesse), Zürich 1305 bis 1340
Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. Germ. 848, fol. 312r
Walther von der Vogelweide (c.1170-1230): Under der linden an der heide
Ensemble für frühe Musik Augsburg
CD The Ancient Miracles. Musik des Mittelalters
Christophorus/MusiContact 1995, CHR 77178, LC 0612

s gab auch etabliertere Spielleute, die sich längere Zeit an einem Hof aufhielten bzw. als musikalische Begleiter von Minnesängern über dauerhafte Engagements verfügten. Sie hatten es meist nicht nötig, über • vielfältige Tätigkeiten Nebenverdienste zu erwirtschaften und unterschieden sich auch im musikalischen Repertoire deutlich von der breiten Schar der Bettelmusikanten. Die höfischen Spielleute setzten ihren Ehrgeiz auf ausgefeilte Dichtungen und die Kenntnis der neuesten Moden. Heldenepen, Loblieder, Minnesang, aber auch Spottgedichte und tagesaktuelle Ereignisse mussten dichterisch und musikalisch überzeugend vorgetragen werden.
Troubadours - auch Trobadors - waren adlige Dichter-Musiker aus dem Süden Frankreichs, überwiegend aus dem Gebiet der Provençe. Erste Troubadours sind seit etwa 1100 nachgewiesen. Die Lyrik dieser Künstler umkreist hauptsächlich den hüfischen Minnedienst, dem ein besonderer Kult ritterlicher Liebe zugrunde liegt. Man geht davon aus, dass etwa 2.600 Dichtungen im provençalischen Dialekt erhalten sind, die wenigsten davon jedoch mit musikalischer Notierung. Etwa 250 heute bekannte Melodien werden den Troubadours zugeschrieben, ihre Überlieferung erfolgte in sogenannten chansonniers.
Trouvères bilden das nordfranzösische Äquivalent zu den Troubadours. Wie jene sind Trouvères in der Regel von adliger Herkunft und Dichter und Musiker in Personalunion. Sie waren etwa von der Mitte des 12. Jahrhunderts an aktiv. Es sind ungefähr 2.100 Texte erhalten und zusätzlich immerhin ca. 1.400 Melodien. Die vergleichsweise gute Kenntnis der Musik erlaubt eher Aussagen über die Struktur der Stücke als dies bei denen der Troubadours möglich ist. Die Musik ist in der Regel monophon, die wahrscheinlich klanglich attraktive Begleitung durch Spielleute wurde normalerweise improvisiert und nicht aufgezeichnet.
Minnesänger sind adlige Dichtermusiker im deutschsprachigen Raum etwa in der Zeit vom 12. bis zum 14. Jahrhundert. Sie stellen das deutsche Äquivalent zu den französischen Troubadours und Trouvères dar und teilen mit diesen den Minnekult und die artifizielle Konstruktion der höfischen Liebe. Es gilt als unumstritten, dass die deutschen Minnesänger wesentliche Anregungen von ihren französischen Vorgängern aufgenommen haben, was insbesondere durch Kontrafakturen (mittelhochdeutsche Neutextierungen französischer Stücke) belegbar ist.
Minstrels/menestrels/ménétriers sind fahrende Musikanten (Spielleute), die gelegentlich auch in feudalen Haushalten für eine bestimmte Zeit angeheuert wurden, um für musikalische Unterhaltung zu sorgen. Diese Bezeichnung für Spielleute wurde gelegentlich im französischen, vorwiegend aber im englischsprachigen Raum verwendet. Minstrels setzten sich dort sozial als etwas höher stehend von den Jongleuren ab.
Die Hierarchie der Musiker und die insgesamt eher spärliche Überlieferung bringen es mit sich, dass die niedergeschriebenen Dichtungen wie auch die begleitenden Melodien nur den Minnesängern zugeschrieben wurden. • In Einzelfällen ist jedoch bekannt, dass der musikalische Part von angeheuerten Spielleuten nicht nur ausmusiziert und gestaltet, sondern auch erfunden wurde. Ein Beispiel liefert hierfür der Minnesänger Hugo von Montfort (1357-1423), der zu seiner Dichtung seinen Spielmann Bürk Mangolt Melodien erfinden ließ (Bachfischer, 1998: 58). Da Spielleute nicht selten aus Musikerfamilien stammten und ihre Fertigkeiten von Kindesbeinen an
Es darf auch nicht übersehen werden, dass von der Erbfolge ausgeschlossene oder materiell nicht hinreichend ausgestattete Adlige, die sprichwörtlichen • "armen Ritter" und andere gebildete Personen als fahrende Musiker ihre Existenz bestritten.
Dieses relativ gefährliche Leben haben verarmte oder nicht begüterte Edelfrauen allerdings nicht gewählt. Ihnen stand normalerweise der Gang ins Kloster offen, wo sie häufig in relativer persönlicher Sicherheit ihre Bildung vervollkommnen oder anderweitig als "versorgt" gelten konnten. Ein Dasein als hochgeborener Abenteurer wie es etwa der im süddeutschen Raum beheimatete Oswald von Wolkenstein führte, ist von einer Frau in dieser Form nicht bekannt.
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